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Jörn Düwel
Neue Städte für Stalin
Ein deutscher Architekt in der Sowjetunion 1932 – 1933
Mit einer Neuausgabe von Rudolf Wolters, Spezialist in Sibirien
210 × 230 mm, 212 Seiten
70 Abbildungen, Softcover
ISBN 978-3-86922-380-3
EUR 28,00 / CHF 34,80
Juli 2015. DOM publishers, Berlin

Neu bei DOM publishers:

Jörn Düwel

Neue Städte für Stalin

Ein deutscher Architekt in der Sowjetunion 1932 – 1933

Der junge Architekt Rudolf Wolters hatte im Deutschland der frühen 1930er Jahre - wie der größte Teil seiner Kollegen auch - keine berufliche Perspektive. Also nahm er 1932 dankbar ein Angebot aus der Sowjetunion an, unterzeichnete einen auf fünf Jahre befristeten Arbeitsvertrag und wurde zunächst in Sibirien tätig, wo er neue Städte entwarf. Doch schon nach nur zwölf Monaten kündigte er das Arbeitsverhältnis auf und reiste zurück nach Deutschland. Gleich nach seiner Rückkehr verfasste er einen Reisebericht, in dem er seine Beobachtungen des russischen Alltags schildert. Dieser wurde zu seiner Zeit ein Erfolg und in mehrere Sprachen übersetzt, ist aber heute nahezu unbekannt. In den Folgejahren wurde Wolters der engste Mitarbeiter von Albert Speer und damit zu einem der einflussreichsten Architekten im nationalsozialistischen Deutschland.

Der Architekturhistoriker Jörn Düwel legt nun eine kommentierte Neuausgabe von Wolters‘ „Spezialist in Sibirien“ vor. Neue Städte für Stalin. Ein deutscher Architekt in der Sowjetunion erscheint bei DOM publishers in der Reihe Grundlagen. Düwel interpretiert die Schilderungen des damals noch ideologisch unbelasteten jungen Architekten als weder hochmütig noch hämisch. Vielmehr sind sie eine genaue Beobachtung der gesellschaftlichen Strukturen in dem noch jungen Arbeiter- und Bauernstaat und somit ein wichtiges Zeitdokument. Wolters beschreibt darin die Ambivalenz von Realität und Hoffnung, den Widerspruch zwischen Propaganda und Lebenswirklichkeit: Das frühe Scheitern einer Idee, die Menschen zerbrach und vernichtete. Seine Beobachtungen sind frei von missionarischem Eifer, die lebendigen Erzählungen sind um Verständnis bemüht.

Der Reisebericht ist ein Dokument der frühen Dreißigerjahre in der UdSSR, jener Phase großer Umbrüche in Gesellschaft und Kultur, wie Düwel in seinem Essay im zeit- und kulturhistorischen Zusammenhang herausarbeitet. Zu Beginn der Dreißigerjahre holte die Sowjetunion mehrere Tausend ausländische Spezialisten ins Land, um die Rückständigkeit gegenüber dem Westen im Eiltempo aufzuholen. Für viele Architekten, Künstler und Intellektuelle war das Land der sozialistischen Zukunft attraktiv, glaubten sie doch, dort ihre Visionen für eine bessere Gesellschaft verwirklichen zu können. Sie folgten dem Ruf aus Sympathie und ideologischen Gründen – am bekanntesten darunter wohl der Frankfurter Stadtbaurat Ernst May. Manche gingen aber aus schlichter Not: 1930 waren 90% der deutschen Architekten arbeitslos. Unter den vielen Architekten war es nur Rudolf Wolters, der seine persönlichen Erfahrungen unmittelbar nach Rückkehr aus der Sowjetunion öffentlich machte.

Der weitere Verlauf der Karriere des damals noch unpolitischen Menschen zum einflussreichen Architekten im Schatten von Albert Speer lässt sich in einer weiteren Publikation verfolgen, die parallel zu dieser Neuausgabe erscheint: In der ideengeschichtlichen Untersuchung geht es um die Ausstellung Neue Deutsche Baukunst, die Wolters später verantworten sollte.

 

© Heinrich Lauter© Landesarchiv Berlin - Nachlass Wolters
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