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Die „Farbwand“ von Burghard Müller-Dannhausen im Rems-Murr-Klinikum Winnenden:

Kunst, die ihren Ort zum Inhalt macht

Ein Projekt für den klar definierten Rezipienten.

Winnenden, Oktober 2014. Im neuen Rems-Murr-Klinikum, das in diesem Sommer in Winnenden fertiggestellt wurde, hat der Maler Burghard Müller-Dannhausen nach einem offenen Kunst-am-Bau-Wettbewerb ein Wandbild ausgeführt, das ganz und gar mit dem Ort verbunden ist. Es macht die Bedeutung des Raumes sichtbar und erzeugt damit ein Hier-Gefühl. Zugleich stärkt es die Identifikation der Menschen, die sich dort aufhalten, und erzeugt somit ein Wir-Gefühl. 

Die Rezipienten des rund 180 Meter langen und über zwei Stockwerke reichenden Wandbildes sind die Menschen, die sich im Klinikum aufhalten: Patienten, Besucher und das Personal, das heißt Menschen, die mit ihren Nöten und Beanspruchungen in einer ganz bestimmten Situation sind. Es ist nicht die Situation der Kunstbetrachtung. Doch es gibt auch den Einzelnen, der das Wandbild mit der Erwartung des echten Kunstbetrachters wahrnimmt. Die „Farbwand“ – so der Titel des Wandbildes – ist für die einen wie für die anderen gemalt. Für den bewussten Betrachter öffnet sich die Tiefe eines Bilderlebnisses – mit den Mitteln epischer Farbmalerei, wie sie für das Werk von Burghard Müller-Dannhausen charakteristisch sind. Für alle aber liefert die Farbwand einen Impuls und lässt das Angespannte der gegenwärtigen Situation in einem neuen Sinn erleben.

Die Menschen im Gebäude finden in diesem Wandbild die Farben wieder, die der Architektur von Hascher Jehle, Berlin, zugrunde liegen, und die sie schon auf der Fassade wahrgenommen haben. Es ist der Dreiklang Gelb, Grün, Orange, der sich hier an der Farbwand zu einer Farbsymphonie verdichtet. So bestätigt sich für den Betrachter der Ort, der ihn aufnimmt und den er sich aneignet: die Magistrale als Verbindungsgang der einzelnen Gebäudeteile. Bauwerk und Kunstwerk erweisen sich als konsistent. Nicht allein aufgrund der Farbe, sondern auch durch die Interpretation des Raumes. Denn die Magistrale in ihrer Geradlinigkeit bildet das Motiv des Weges ab. Der Weg als Prozess, als Heilungs- oder Bewusstseinsprozess, wurde zum Impulsgeber für die Gestaltung eines malerischen Farbweges.

Die Farbwand besteht aus unzähligen Farbschritten. Der Dreiklang fächert sich auf in dreimal fünfzehn Farbtöne, die die Grundfarben durch behutsame Differenzierungen, aber auch durch komplementäre Spannungen orchestrieren. Die Farbschritte folgen dem menschlichen Schritt, beantworten aber dessen Regelmäßigkeit durch einen spannungsreichen Rhythmus. Auch die horizontalen Zäsuren beziehen sich auf den Menschen, auf das Maß, das er mit seinem Körper beschreibt: ob als Gehender, als Patient, der flach liegend vorbei geschoben, oder als Kind, das hoch gehoben wird. Ein komplexes Flächengefüge organisiert die Farben durch geometrische Begrenzungen. Die klare Geometrie meidet alle organischen Anklänge, denn das Klinikum ist ein hoch sensibler Bezugsrahmen für visuelle Eindrücke. Das Organische ruft hier allzu schnell pathologische Assoziationen wach. Die Geometrie schafft dagegen eine Neutralität, die den belasteten Patienten, Besucher oder Pfleger durchatmen lässt. Sie entfaltet einen Wechsel aus Senkrechten und leichten Schrägen, die der Farbwand Lebendigkeit einhauchen. So erscheint sie wie ein Vorhang in Bewegung, wie Gras oder Schilf im leichten Wind. Die Farbschritte als kleinste Einheit des Weges bündeln sich in unterscheidbare Abschnitte. Erst diese Abschnitte machen das Fortschreiten auf der Magistrale erlebbar, machen die Strecke zu einem Weg. Sie schaffen Fixpunkte, an denen man sich orientieren kann.

Die Farbwand setzt Architektur und Malerei in einen Dialog. Indem der Maler die Botschaft des Architekten verstärkt, die Botschaft des Weges und die Botschaft von der Bedeutung der Prozesse, entsteht ein neuer Dialog: Der Raum und die Menschen darin gehen eine Beziehung ein. Der Raum verändert durch seine Beschaffenheit das Erlebnis der Menschen. Die Menschen nehmen den Raum an als ihr Klinikum, in dem sie dulden, hoffen oder arbeiten. Das Hier-Gefühl wird zum Wir-Gefühl.

 







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Burghard Müller-Dannhausen, geboren 1947 in Hildesheim, Schüler von Johannes Schreiter an der Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt, lebt und arbeitet in Koblenz. Zahlreiche Ausstellungen in Museen und Kunstvereinen. Bisherige Kunst-am-Bau-Projekte u.a.: Luther Lawfirm Köln, Grand Hyatt New York City. Weitere Informationen: www.mueller-dannhausen.de

Das Rems-Murr-Klinikum Winnenden ist ein Krankenhaus der Zentralversorgung mit mehr als 600 Betten. Errichtet wurde das Rems-Murr-Klinikum Winnenden in den Jahren 2009 bis 2013. Zusammen mit der Rems-Murr-Klinik Schorndorf stellt das Klinikum die stationäre und ambulante medizinische Versorgung von über 400 000 Menschen der Region sicher. Das Klinikum verfügt über Fachabteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie, Kardiologie, Geburtshilfe und Gynäkologie, Pädiatrie, Urologie sowie HNO. Weitere Informationen: www.rems-murr-kliniken-neubau.de