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Richard Zemp |
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Richard Zemp
Bauen als freie Arbeit. Lina Bo Bardi und die Grupo Arquitetura Nova
Tendenzen der brasilianischen Architektur 1961-1982
Die Architektin Lina Bo Bardi (1914-1992) war eine wichtige Protagonistin der modernen Architektur in Brasilien. In Italien geboren und ausgebildet, schuf sie mit ihren Bauten, Möbeln, Ausstellungen und Theorien ein herausragendes Werk. Sie entwickelte einen eigenen Gestaltungsansatz, in dem sie die gesellschaftliche Bedeutung des Bauens und seine kulturelle Verankerung in den Mittelpunkt stellte. Damit gilt sie als Vordenkerin der sozial engagierten Architektur.
Welch zentrale Rolle dabei die Baustelle als Ort des Entwerfens spielte, untersucht Richard Zemp in dem Grundlagenband Bauen als freie Arbeit. Lina Bo Bardi und die Grupo Arquitetura Nova. Er hat sich damit eines Themas angenommen, das in der Forschung bislang wenig Beachtung fand. Lina Bo Bardi versuchte, die Trennung zwischen Entwurfsplanung und handwerklicher Umsetzung, also zwischen geistiger und materieller Arbeit aufzuheben. Sie fasste Raum als einen von Menschen in einem kollektiven Prozess entworfenen und produzierten Ort auf. In der Konsequenz verlegte sie ihre Tätigkeit direkt auf die Baustelle, um dort den Raum mit allen Sinnesorganen entwerfen und sozial verorten zu können. Ihre konstante Präsenz hob die Trennung zwischen intellektueller und körperlicher Raumproduktion auf, die Baustelle wurde zum zentralen Vollzugsort einer alternativen Entwurfspraxis.
Die eine Generation jüngere „Grupo Arquitetura Nova“ nahm diesen Ansatz in ihre Arbeit auf. Sérgio Ferro, Rodrigo Lefèvre und Flávio Império hinterfragten konsequent die Autorität des Bauplans. Auf ihren Baustellen sollte die Reißbrettzeichnung als Arbeitsanweisung an die Arbeiter so weit wie möglich vermieden werden, um stattdessen Raum für gemeinsame Improvisation vor Ort zu schaffen.
In seiner Forschung zu Tendenzen der brasilianischen Architektur zwischen 1961 und 1982 geht Richard Zemp auf die Spurensuche nach dieser bislang kaum untersuchten Entwurfsmethode und leistet damit einen Beitrag zur Architekturgeschichte der Moderne. Die wachsende Entfremdung zwischen architektonischem Konzept und handwerklicher Umsetzung, noch verstärkt durch die Digitalisierung, verleiht seiner Fragestellung größte Aktualität.
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